Ein Kuss auf die Wange. Ein Kuss auf die Stirn. Lebewohl…
Danke Sonne. Danke Herbst. So schön war euer Leuchten und die Farbenpracht
zu seinem Fenster hinein. Und das bis zur allerletzten Sekunde, zu der
unser Mecki von uns gegangen ist. Er fehlt uns, wie er uns fehlen wird.
Seine Familie und sich – die hatte er nie aufgegeben. Die zwölf Jahre mit
seiner Krankheit lebte er – seine letzten Tage überstand er.
Genau dieser sonnige und farbenfrohe Herbst war es auch im Oktober 2001 als
seine Krankheit ihren Lauf genommen hatte. Seiner ersten Operation auf der
Klinik Schillerhöhe begegnete er mutig und stark, obwohl es sehr eng
aussah. Wir alle bangten um ihn und groß war die Freude als er wieder sein
trautes Heim betreten konnte.
So waren zwölf Jahre zu einem bunten Paket geschnürt und Mecki machte etwas
daraus. Er startete nochmals richtig durch. Zuerst mit seiner Puch SGS 250,
die wir gemeinsam generalaktivierten. Und ab 2008 mit seinem geliebten
850er Diesel-MZ-Gespann, in das wir mehrmals Herzblut und Schweiß
einfließen ließen. Trotz meines Wegzugs auf die Fildern hinauf machten wir
beinahe täglich Vieles miteinander, seien es zum Beispiel Gartenarbeiten,
Brennholzarbeiten und Brikettbeschaffung, Spaziergänge am Abend mit Hund
Lola und natürlich alles rund um das Thema Motorrad. Auch dies wird mir
sehr fehlen. Mir und uns allen ist ein Freund und Wegbegleiter verloren
gegangen. Viele Motorradtreffen in der Ferne und in der Nähe besuchte er,
auf viele begleiteten mein Bruder Georg und ich ihn. Und manchmal hielten
mich die Reparaturen an seiner Puch und seiner Diesel-MZ ganz schön auf
Trab, wenn Mecki die Machbarkeitsstudie „Mechanik & flotte Gangart“ auf´s
Asphalt-Parkett legte. Und das konnte er!
Im Herbst 2010 machten sich Mecki, seine Frau (und meine Mutter) Angelika
im Seitenwagen der Diesel-MZ und mein Bruder Georg auf seiner Bandit 1250
gar auf eine große Reise in die Französischen Seealpen. Und das alles,
obwohl es auch 2006 und 2008 nochmals sehr ernst für ihn wurde. Über die
Jahre trat die eine oder andere Krankheit hinzu, auch die alte meldete sich
leider wieder. Nichtsdestotrotz jammerte er nie, schaute dem Leben und auch
der Bedrohung stark, mutig und selbstbewusst ins Auge. Die gesamte Familie
bewunderte ihn hierfür. Gleich am ersten Tag auf der Schillerhöhe im
Oktober 2001 erkannte er den Ernst der Lage, beendete das Rauchen. Sein
Mahnmal: Die im Wald unter einem Stein vergrabene Zigarette! Er richtete
sich gewissenhaft nach all seinen Krankheitsbildern – ohne den Blick für
seine Familie und das Leben aus den Augen zu verlieren.
Die Frage nach dem „Wann“ stellt sich für die Menschheit immerzu und wird
doch stets in die Ferne gerückt. Aber dann ist es wirklich da und es
schleicht sich lähmende Routine ein. Alles so normal. Von Tag zu Tag.
Im Frühjahr 2013 erhielten wir die böse Diagnose. Es war zurück. Das letzte
Mal fuhr Mecki mit seinem Diesel-MZ-Gespann am 19. Dezember 2012, da fuhren
wir gemeinsam zum TÜV-Nachtermin in Leonberg. Endlich hatten wir das
Gespann wirklich soweit – inklusive aller Eintragungen. Dass er davon aber
nicht mehr viel haben sollte – das hatte ich niemals für möglich gehalten.
Die folgenden Monate aber blieb er unbeirrt stark und mutig, trotz seiner
zunehmenden körperlichen Schwäche. Die Ohnmacht und Hilflosigkeit suchte er
uns zu nehmen, uns mit seiner fröhlichen Art und seiner lockeren Ironie
aufzuheitern – und das bis an seine letzten Tage heran.
Seine letzten zehn Tage war er wieder auf der Klinik Schillerhöhe. Genau
dies wollten wir vermeiden. Aber es war uns nicht möglich. Es war stärker
geworden. Meckis Stärke aber wurde schwächer und er uns immer ferner. Aber
unsere Nähe, die spürte er gewiss. Mithilfe eines 24 Stunden-Marathons
begleitete ihn seine gesamte Familie diese seine und unsere letzten
gemeinsamen Tage. Wir alle waren für ihn da. Und bis zuletzt kämpfte er.
Lebenswille. Astronautennahrung. Bis zum Loslassen.
Am 26. Oktober 2013 ging unser geliebter Mecki von uns. Ich zog die
Batterie aus seinem Wecker. Erinnerungswecker. Die wärmenden Sonnenstrahlen
des goldenen Herbstes leuchteten herein. Er ging mit der Musik der Viola,
der Klarinette und des Klaviers, dem Gesang der Distelfinken und der
Tannenmeise. Seine Handy-Pin 7430, die meine Mutter ihm auf einen Zettel
schrieb – sie werde ich ihm ins Grab legen. Wir bleiben alle in
Verbindung.
Meckis Zeitpunkt war gekommen. Er hatte alle Zeit seines Lebens, wie auch
wir diese haben. Lasst uns etwas daraus machen. 2011 schrieb ich das Werk
„Das dritte Bild der Statik“, dass bei Klangkörpern ein Stimmstock den
Boden mit der Decke verbinde und dass dieser der menschlichen Anatomie
vielleicht fehle, so dass Dissonanzen zu Wohlklängen werden könnten, da wir
einander alle nicht kennen…
Wir aber kennen ihn und ich bin mir ganz sicher, dass er seinen Stimmstock
mitgenommen hat.
Seine Frau Angelika, seine Töchter Nicole, Mirjam und Sophia, seine
Enkeltochter Lisa-Marie und seine Söhne Dirk, Georg und Dominik vermissen
ihn so sehr.
Sein Cromwellhelm und seine Motorradjacke aber sollen an der Garderobe
verbleiben. Erinnerungen. Meine Mutter hatte diese nette Idee und alle
finden sie klasse.
Mecki – stark wie einst Cromwell! Aber sanft.
Es grüßt und dankt euch
Dominik
Wegen des Termins seiner Beisetzung bitte ich um eine persönliche
Nachricht. Mecki wird sich riesig über euer Erscheinen freuen.
P.S.: Leider war es mir nicht möglich, hier ein wunderschönes Foto von
Mecki einzufügen. Vielleicht kann mir hierbei jemand helfen? Danke.